Page 7 - SCHAUrein!
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 Anton Johann Fuchs
Wer vor hundert Jahren in die Stadt kam, hatte in der Regel kein Auto, sondern ein „Zeugl“ mit Pferden. Und die konnte man nicht einfach auf der Straße stehen lassen, damals hatten die Gasthäuser in der Innenstadt Stallanlagen in den Hinterhöfen, in denen die Pferde gewässert und gefüttert wurden. Natürlich kosteten diese „Parkgaragen der Vorzeit“ etwas: Stadtluft macht ja nicht nur frei, sondern man hält auch gerne
beim werten Besucher die Hand auf.
Wer kommt, soll auch zahlen
THEMA Gastkommentar 7 WERBUNG
                 Das Handaufhalten ist auch heute noch ein schöner Brauch. Man nennt das „gebühren- pflichtige Kurzparkzonen“. Jahrzehntelang genügte die „Parkuhr“, an der man so schön drehen konnte, und die Zonen erfüllten ihren Zweck: Dauerparker abhalten und für kurze Wege Abstellplätze schaffen.
Dann kam ein findiger Kopf auf die Idee: Wa- rum nur zeitlich limitieren, wenn wir Geld verlangen fürs Abstellen, kann sich keiner wehren, und das ergibt ein ganz hübsches Trinkgeld für das Stadtsäckel.
Ja ganz bestimmt wird mit dem Geld zusätz- licher Parkraum geschaffen, oder? Oder auch nicht. Der Trend geht eher zur Ausweitung der Gebührenpflicht. Etwa, wenn man rund um das Krankenhaus eine „grüne Zone“ einrichtet, eine etwas billigere Gebührenzone im Vergleich zur „blauen Zone“. Schließlich braucht die Stadt
Geld, und das wird nicht mehr, außer eben durch neue Einnahmen.
Dass die Reaktion darauf nicht begeistert war, ließ beim roten Vizebürgermeister die bis da- hin perfekt funktionierende städtische „Mes- sage Controll“ der smarten Stadtväter versa- gen: Schuld an der Parkplatznot dort seien die Betriebe, die nicht für entsprechenden Park- raum gesorgt haben. Sonst verhätschelt man im Rathaus die Betriebe als willkommene Ar- beitgeber und Steuerzahler, und jetzt auf ein- mal? Irgendwie witzig: Der mit Abstand größ- te Arbeitgeber im Gebiet ist das Krankenhaus, das Jahrzehnte im Eigentum der Stadt stand... Nicht weniger versagte die „Message Con- troll“ beim Plan, im Altoona-Park ein Kinder- kulturzentrum zu bauen. Da lobt man gerne die eigene Grünraumpflege oder die Schaf- fung von Erholungs-
flächen, und dann will man ausgerechnet einen Park verbetonieren? Weil es halt so gut ins Bild passen würde für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2024, ist so ein Park auf einmal gar nicht mehr so heilig. Für die heilige Kuh Kultur wollen einige auch den kompletten Domplatz nutzen, wenn die
Ausgrabungen vorbei sind: Na, das ist end- lich eine gute Idee. Ich bin für eine täg- liche Kunst-Installation: Lasst uns austesten, wie viele Autos
auf den Domplatz passen.
 





















































































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