Page 42 - ausgabe 201603
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42  Kunst KULTUR
                      WERBUNG

              Der St. Pöltner Autor und sein Diskont-Detektiv!







                                                                                             ren Krimiautorinnen wie Donna Leon, „das
                                                                                             wäre nichts für mich.”
                                                                                             Und so kommt es dazwischen immer wie-
                                                                                             der zu historischen Romanen, die auf realen
                                                                                             Geschehnissen basieren. „Mir fällt immer
                                                                                             ein bestimmtes Thema auf den Kopf und das
                                                                                             bearbeite ich dann mit meinen Mitteln und
                                                                                             hoffe dann, dass es Leute auch interessiert”,
                                                                                             gibt Wieninger in seine künstlerische Inten-
                                                                                             tion Einblick.
                                                                                              Historischer Spürsinn führt zu
                                                                                              außergewöhnlichen Themen
                                                                                             In seinem gerade fertig werdenden, neuen
                                                                                             historischen  Roman,  beleuchtet  Wieninger
                                                                                             die Geschichte eines Mannes, der sich frei-
                                                                                             willig meldet, mit zwei bewaffneten Helfern
                                                                                             20 Menschen zu liqidieren. „Als Henker war
                                                                                             er aber ein Stümper, ließ in einer mondlo-
                                                                                             sen Nacht mit Maschinenpistolen auf die zu
                                                                                             Hinrichtenden schießen. Kaum einer starb
                                                                                             gleich, die Schreie waren bis in die nahe Ort-
              Vor mehr als 15 Jahren hat der St. Pöltner Manfred Wieninger seine lite-       schaft zu hören. Danach folgte ein Massaker,
              rarische Figur des sympathisch-cholerischen „Diskont-Detektives” Marek         wo die Verletzten mit allem möglichen er-
              Miert aus der Taufe gehoben. Damit hat er sich als Autor bestens etabliert     schlagen wurden”, erzählt der Autor von den
              und diese Position immer wieder genützt, daneben auch historisch enga-         historischen Fakten.
              gierte Romane an die Öffentlichkeit zu bringen. Zur Zeit ist er gerade beim    Geschehen während des Krieges im Bur-
              abschließenden Schreiben eines Buches, das einen außergewöhnlichen             genland. Reaktion der Bevölkerung: „Drei
              zeitgeschichtlichen Fall bearbeitet.                                           Frauen hatten sich bei der Geliebten des
                                                                                             Massenmörders aufgeregt, weil sie durch
                                                                                             den Lärm der barbarischen Hinrichtung in
              Aber machen wir zuerst einmal einen aus-  St. Pölten heißen, denn etliches kommt ei-  ihrem Nachtschlaf gestört wurden.”
              führlichen Blick auf den „Diskont-Detektiv”   nem bekannt vor, wenn man mit Miert seine   Der Täter reiste einige Wochen später in sein
              Marek Miert, der Paradefigur von Manfred   Abenteuer in Buchform miterlebt. Natürlich   Heimatland. Etliche Jahre später geriet er in
              Wieninger. Sofern die werte Leserschaft    taucht auch die eine oder andere Figur, die   einen Sorgerechtsstreit mit seiner damaligen
              nicht ohnedies mit ihm vertraut ist, denn   der St. Pölten-affinen Leserschaft schon mal   Geliebten und nur durch eine Anzeige dieser
              Wieningers Kriminalromane erfreuen sich   in der realen Welt über den Weg gelaufen   wurde der Fall von einem österreichischen
              großer Beliebtheit und eine veritable Fan-  sein könnte, auf. Stets am Existenzmini-  Kriminalbeamten, unterstützt von Nazijäger
              gemeinde scharrt sich schon um den Autor.   mum, muss er die trostlosesten Jobs anneh-
              „Nach Lesungen wollen immer wieder Leser   men. Trostlos ist auch sein Wohnbüro, in ei-
              über den Miert mit mir philosophieren und   ner miesen Umgebung. Allein tiefgründiger
              immer wieder schreiben mich StudentInnen   Rotwein und die eine oder andere Grillerei    Manfred Wieninger
              an, die über meine Krimifigur Seminarar-  in  einem  abgefuckten  Innenhof  sorgen  für
              beiten schreiben”, weiß Wieninger um die   sein Wohlempfinden.
              Beliebtheit seiner heruntergekommenen   „Die Tragikomödie, so ziemlich das Schwie-
              Spürnase. Voriges Jahr erschien der sieben-  rigste der verschiedenen Genres, taugt mir”,
              te  Kultkrimi  mit  namens    „Der  Mann  mit   so Wieninger, der ohne groß nachzudenken,
              dem goldenen Revolver”, der achte bevölkert   „ich bin ein Bauchschreiber”, ans Werk geht.
              schon Wieningers literarische Gedankenwelt.  Durch seinen Brotberuf Magistratsbediens-
                                                     teter ans strukturiertes Arbeiten gewöhnt    Manfred Wieninger Der Mann mit dem goldenen Revolver
               Miert - schwergewichtig,              – der Vergleich zu Franz Kafka hinkt, ist
                                                                              Manfred Wieninger,
                                                                              geboren 1963 in St. Pölten, lebt
               cholerisch, aber sympatisch           aber durchaus zulässig – ist Wieninger beim          Ein Hinterhof-Krimi
                                                                              nach einigen Jahren im Wie-
                                                             Ein neuer Fall für den kultigen
                                                                              ner Exil ebendort. Studium der
                                                             Hinterhof-Detektiv: Ein eleganter
                                                                              Germanistik und Pädagogik,
              Als ehemals talentierter Polizeikommis-  Schreiben sehr zeiteffizient. „Ich versuche        mit Marek Miert
                                                             Herr beauftragt Marek Miert,
                                                                              danach Autor und Publizist.
                                                                               Bisher sieben Kriminalromane
                                                             das verwahrloste Grundstück
                                                                               rund um den kultigen „Harlan-
              sar verdingt sich Miert, von Wieninger als   geschärft, ironisch und möglichst auf den
                                                             seines verstorbenen Großvaters
                                                                               der Diskontdetektiv“ Marek
                                                             zu bewachen. Und schon ist
                                                                               Miert, bei Haymon: Der Engel
                                                                               der letzten Stunde (2005), Kalte
              schwergewichtige,  cholerisch,  aber  sympa-  Punkt gebracht zu schreiben”, so der St. Pölt-  Fotos: Vorlaufer, Pabst. Haymon-Verlag
                                                             Miert mittendrin in der Suche
                                                                               Monde (2006), Rostige Flügel
                                                             nach der verschwundenen
                                                                               (2008) und Prinzessin Rausch-
              thische Figur skizziert, als Schnüffler in der   ner Autor, der bei seiner Krimiserie immer
                                                                               kind (2010).
                                                              Beute eines Bankraubs – an
                                                              der sich neben ihm auch noch
              Provinzhauptstadt Harland mehr schlecht   wieder  Pausen benötigt. Das Permanent-                          HAYMON tb
                                                              brutale Vertreter der Harlander
                                                              Verbrecherszene beteiligen.
              als recht sein Geld. Harland könnte auch   schreiben an Krimis überlässt er prominte-
                                                              Eine Detektivgeschichte zwi-
                                                              schen amerikanischem Hard-
                                                              Boiled-Stil und tiefschwarzem   Das vollständige
                                                                                Verlagsprogramm und
                                                              Humor – spannend, unterhalt-  viele weitere Informationen
                                                              sam und herrlich ironisch!  finden Sie auf:   182
                                                                                www.haymonverlag.at
                                                              „staubtrocken und einfach gut“  Originalausgabe
                                                                                ISBN 978-3-70997-805-4
        schaurein_magazin_neu_3_2016.indd   42                 BRIGITTE, Stephan Bartels  € 12.95  HAYMON tb              26.09.2016   07:38:55
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