Page 6 - Ausgabe 202006
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6 Thema KOLUMNEN
WERBUNG die
Valentina Riedl SPAZIER-
gängerin
Wir warten. Und warten. Und kämpfen hier und da ein bisschen.
Ein bisschen viel. Und oft auch nicht. Und irgendwie ist es noch ... setzt sich mit der Frage
auseinander, was es
nicht ganz so vorbildlich. braucht, um endlich aus
dem Patriarchat und
rein in die
Gleichberechtigung
spazieren zu können.
Das feministische Häufchen Staub
Auf der UN Agenda für 2030 steht geschrie- Wasser wehen. Wir haben Feminismus als und eine Chance darin sehen, statt zu glau-
ben, dass Geschlechtergleichheit gar nicht kollektive Demonstration einprogrammiert, ben, dass deine Erfolge in meine Niederla-
so übertrieben, auch nicht noch länger auf- doch dieses Kooperative nach der Kundge- gen übergehen. Wenn wir uns miteinander
zuschieben ist. Und so kämpfen wir Frauen bung nicht arrangiert. Es scheint sich in Luft vernetzen, ein Konstrukt aus Unterstüt-
weiter gegen die patriarchalen Strukturen aufzulösen, zu zerbröseln wie poröser Stein. zung weben, das den patriarchalen Beben
und die weißen alten Männer, gegen Un- Was bleibt ist loser Staub. standhält. Wir müssen einander nicht vom
terdrückung und die Entzückung die unsere Und wir kämpfen weiter. Frau gegen Mann. Throne stoßen, um endlich nach oben zu
Körper tagtäglich auf offener Straße unge- Und Frau gegen Frau. Ist vielleicht das Teil kommen. Denn Platz ist genug für alle da,
wollt hervorrufen. Wir kämpfen gegen das des Problems? Dass es uns schwerer fällt nur die Treppe fehlt und statt sie uns zusam-
System, gegen dieses riesige Problem, nicht einer anderen Frau ein Kompliment zu ma- men aus Stein zu erbauen, stehen wir noch
immer angenehm, sehr unbequem und viel- chen, als über degradierende Sprüche der alleine auf unserem Häufchen Staub am
leicht auch mal ein Stück extrem. Doch oft Männer zu lachen? Statt Assistentin, Do- Boden und kauen auf dem bitteren
passiert was aus Versehen, denn statt ge- zentin, Sportstudentin oder Nationalrats- und trockenen von oben herab-
meinsam durch die Alleen des Patriarchats präsidentin erkennen wir immer nur eines: fallenden Laub des Patri-
zu gehen und durch die Seen der Unterdrü- Konkurrentin. achats …
ckung zu schwimmen, sehen wir Frauen es Was wäre, wenn wir uns statt immer nur zu
als Einzelwettbewerb. Wir lassen einander demolieren, einander auch mal motivieren?
ohne Atem an der Kreuzung stehen und Auf einander stolz sind, dies ei-
den Wind einfach über kraftlose Körper im nander mitteilen
Anton Johann Fuchs
... wenn St. Pöltens Grünräume blühen. Ja, es ist eine grüne Stadt, bekommt
einen Park nach dem anderen dazu, verbaut aber auch eine Grünfläche
nach der anderen. Während der Umweltlandesrat darüber nachdenkt,
wie man die Versiegelung im Land stoppen kann, baut man in St. Pölten
auf Teufel komm raus. Fast hat man den Eindruck, man wolle mal schnell
für klare Verhältnisse sorgen, bevor das Land etwa gar Rückwidmungen
anordnet.
Es grünt so grün ...
Der „Eisberg Süd“ westlich des Kaiserwaldes haben, weil sie ja im Kinderkunstlabor KiKuLa nanbindung über die Pielachtalbundesstraße
ist das Paradebeispiel dafür. Zig Hektar die Mona Lisa des 21. Jahrhunderts kreieren und eben die S 34 mühelos erreichbar sein.
Ackerland werden da aufgeschlossen für die werden. Für dieses Kernstück einer „Landes- Wem das an Abgasen nicht genügt, darf in
Stadtentwicklung, paradoxerweise mitfinan- kulturhauptstadt 2024“ opfert man einen der Nähe des Flugplatzes Völtendorf ausrei-
ziert vom „Bundesministerium für Nachhal- schönen Teil des Altoona-Parks, aber die ÖVP chend weiteres Kohlendioxid schnuppern.
tigkeit und Tourismus“ (in besseren Zeiten St. Pölten darf dazu nichts sagen, weil das ja Ein weiterer Park entsteht am ehemaligen
Landwirtschaftsministerium) und eben des ein Herzensanliegen der Landesparteiobfrau Sturm-19-Platz, inmitten von Einfamilien-
Umweltlandesrates NÖ Landesregierung ist, die damit die Bewerbungsblamage ihrer häusern, denen man die Alternative zum
„Hier investiert Niederösterreich“. Dass des- hochgeschätzten Landeshauptstadt für die hauseigenen Kurzrasenschnitt einen leben-
sen Parteifreunde in St. Pölten keinen Muck- europäische Kulturhauptstadt zudecken will. digen Park anbieten wird. Der ebenso legen-
ser dazu machen, ist ja nachvollziehbar, noch Was sind schon diese paar Quadratmeter däre Voith-Platz wird leider kein Park, aber
dazu, wo sie das Stück zahnlose Opposition Grün gegen das riesige Naherholungsgebiet, immerhin ein Wohnpark. Also, macht
mit großer Leidenschaft geben. das rund um Völtendorf entstehen soll, Flä- euch keine Sorgen: St. Pölten
Aber das Gebiet bekommt ja auch einen neu- chen, die aus der Konkursmasse des Panzer- grünt so grün ...
en Park dazu, samt Kinderspielplatz und Re- bataillons 10 erstanden wurden. Ja sicher, die
genwasser-Auffangbecken. Spielgeräte wird Hektar Ackerland wären ein guter Ersatz für
man dafür nicht so schnell brauchen, zuerst die verlorenen Flächen rund um die S 34 ge-
ist einmal „die lustige Gelsenjagd am Kaiser- wesen, aber das Erholungsgebiet wird
wald“ angesagt. Da sind die Kleinen ordent- mit perfekter Straße-
lich ausgelastet, soweit sie überhaupt Zeit