Page 15 - SCHAUrein! 3/2020
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 ltkrieges!
THEMA Historie 15 WERBUNG
Vor dem 1. Weltkrieg entwickelte sich die Stadt St. Pölten im beginnenden 20. Jahrhundert enorm. Die elektrische Straßenbahn wurde gebaut und 1911 feierlich eröffnet.
 dustrie. St. Pölten war also zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine aufstrebende Stadt, deren Entwicklung durch die Ereignisse im Juni jäh unterbrochen wurde.
Anfängliche Kriegs-Euphorie
Anfänglich herrschte eine Hurra-Stim- mung. Der Historiker Siegfried Nasko beschreibt diese Atmosphäre der Kriegs- Euphorie folgendermaßen: „Alle dachten damals, dass der Krieg nur ein paar Tage dauern werde.“ 10.000 Soldaten, die in den fünf Kasernen in St. Pölten statio- niert waren - die Hesser, die Kopaljäger, ein Landwehrregiment und der Land- sturm sowie ein Telegrafenregiment - zo- gen in den Krieg.
Zu Beginn des Krieges waren die Auf- tragsbücher der Industriebetriebe voll, 9.000 Arbeiter*innen waren in der kriegswichtigen Industrie beschäftigt, größtenteils unter schwierigsten Bedin- gungen. Eine Torpedo-Fabrik wurde aus dem heutigen Rijeka, damals Fiume, auf das Glanzstoff-Areal übersiedelt und lie- ferte Kriegsmaterial für die Truppen.
Der Tod kam nach St. Pölten
Sehr bald kamen aber erste Verwun- deten-Züge in St. Pölten an, es sollten immer mehr werden. Am Ende blieben 2.000 Menschen allein aus St. Pölten im Krieg - zu ihrem Gedenken wurde später die Kirche St. Josef errichtet. Nun zeigte der Krieg seine, ausschließlich in ihm in- newohnende, abscheuliche Fratze.
Ab 1916 wurde die Versorgungslage im- mer prekärer. Trotz Arbeit hatte man kaum etwas zu essen. Da nützte auch
ein Durchhalteparolen verkündender Besuch von Kaiser Karl, der die Rüs- tungsbetriebe besichtigte, nichts mehr, Hunger, soziale Unruhen, Streiks und die vielen Todesopfer ließen längst die Stadt nicht mehr ruhen. Im November 1917 fanden erste Friedensversammlungen statt, 6.000 Arbeiter*innen marschierten trotz Demonst-
rationsverbotes durch die Stadt. 1918 kam dann auch noch die Spanische Grip- pe in Form einer Pandemie daher. Als dann am 11. November 1918 der Krieg beendet wurde, war es Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen,
St. Pölten war wäh- rend des 1. Welt- krieges eine wichtige Kasernenstadt. Hier die Landwehrkaserne nach einer Ansichts- karte aus dem Jahre 1900.
Quellen: „Empor aus dumpfen Träumen” - Siegfried Nasko. „Wer- den und Wesen der Stadt” - Karl Gutkas. „Das alte St. Pölten”
- Karl Gutkas. „Eine Stadt in Bewegung.” - Stadtmuseum.
wie es Historiker Nasko in seinem Buch „Empor aus dumpfen Träumen” so tref- fend dokumentiert. Die Sozialdemokra- tie sorgte für eine aufstrebende Entwick- lung, ähnlich des roten Wienes, die durch den 2. Weltkrieg wieder unterbrochen, aber danach fortgesetzt werden konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.
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