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8 Interview ZAUBERER
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G
... hebt in der Zauberszene ganz schön ab!
te, andere Gedanken. Wir wollen jede letproof”, da kann immer etwas passi- glaube auch, für einen Zauberer ist es
Show bestmöglich gestalten. ern, aber selten. Wir sind ja Menschen. das Schönste, wenn er zuschaut, das er
Meistens merkt es das Publikum nicht, einmal nicht weiß, wie es funtioniert.
Gibt es Unterschiede, wie die Zuschauer manchmal können wir das sogar vor uns Ich liebe das Gefühl, Mathematik etwa
reagieren? selbst verheimlichen ... durchschaue ich bis heute nicht (lacht).
Amélie: In Europa und Australien gibt es
ein sehr interessiertes Publikum. Sie sind Was sollen Zuschauer von euren Shows Wie fühlt man sich als Weltmeister der
auch skeptisch, zurückhaltend, eher Be- mitnehmen? Mentalmagie?
obachter. In Amerika sind die Aktiven, Amélie: Auf der Welt passieren dauernd Thommy: Gut, es ist eine Bestätigung
die wollen alle auf die Bühne, mitmachen schlimme Sachen, Schlagzeilen sind von und Anerkennung auch einmal von Sei-
und mitreden. Da sieht man, wie unter- Negativität geprägt, man ist vom Alltag ten der Zauberer.
schiedlich die Kulturen sind. Für uns gestresst. Wir wollen unser Publikum Gibt es Anfragen, eure Tricks zu verstehen?
sind das tolle Erfahrungen, gut für die rausholen, zwei Stunden das alles ver- Thommy: Ja, auch wegen Mentalcoa-
Menschenkenntnis, da bleibt es immer gessen machen, sie dazu bringen, einfach ching, und wegen der Lottozahlen. Das
spannend. zu genießen. Thommy: Die Leute fühlen machen wir ja auch in unserer Show. Fotos: zVg/Lion Photos
sich, das bekommen wir oft als Feedback,
Ihr habt 300 bis 400 Shows pro Jahr, wie wie Kinder, wenn sie etwa zum ersten Kann man bei so vielen Shows im Jahr
schafft man das? Mal Schnee sehen. Man sitzt da und im Alltag noch abschalten, wie schafft
Thommy: Jeder Abend ist für uns gleich- denkt eigentlich nur mehr, was da pas- Ihr das?
wertig, ob Firmenveranstaltung vor 200 siert, kann die Realität von außen einmal Thommy: Bei drei Shows am Tag, wird
Leuten oder in der Oper in Sydney vor abschalten. Das gibt es nicht mehr oft in der Alltag kürzer, da muss man schnel-
ein paar Tausenden. Und wir lieben das, unserer Welt, jeder googelt doch gleich. ler abschalten, um die Zeit genießen zu
was wir tun. können. Amélie: So normal wie möglich,
Kommt wer hinter eure Tricks? Blumen gießen und Wäsche waschen,
Warum habt Ihr dieser Tage auch einen Amélie: Es gibt viele Theorien und zwei spazieren gehen ...
intimen Auftritt in der Tourismusschule Typen von Leuten. Die einen sitzen und
in St. Pölten absolviert? genießen, die anderen grübeln, für uns Verwäscht eine Magierin manchmal
Amélie: Ich bin da in die Schule gegan- ist beides ok. Cool ist bei uns etwa die auch die Wäsche?
gen und durch Mag. Michael Hörhan, Nummer, mit der wir den Weltmeister- Amélie: Vor 10 Jahren schon, aber mitt-
der mein Lehrer war und den wir von den titel geholt haben, wo ich mit verbun- lerweile nicht mehr.
Magischen Zehn her kennen, der zum denen Augen auf der Bühne sitze und
Freund geworden ist, haben wir Kontakt Thommy irgendwelche Gegenstände Möchte man im Alltag zaubern können?
hierher. Ich fühl mich da zu Haus. von Leuten nimmt. Damit können wir Amélie: Ich glaube, wenn man alles mit
selbst Zauberer verblüffen, die nicht wi- einem Schnipser machen könnte, wäre
Was tun, wenn ein Trick nicht funktioniert? sen, wie es funktioniert. Thommy: Man das Leben extrem langweilig, voll fad.
Thommy: Reden. Amélie: Eine Live- versucht ja immer Türen zu öffnen und Thommy: Einmal selber kochen, selber
show ist nie „one hundred percent Bul- die wieder zu schließen. So diskutieren einkaufen, das ist für uns schön. Im pri-
die Menschen Tage vaten Leben zaubern wir nichts.
und Wochen lang dar-
über. Man trifft Leute Habt Ihr noch Lampenfieber?
nach Monaten wieder, Amélie: Ein bisserl Adrenalin gehört
die haben noch immer dazu vorm Auftritt, das bringt Energie
den unterschriebenen und Power. Manchmal mehr oder weni-
Geldschein, dessen ger, wenn man weiß, man steht gleich vor
Nummer Amélie er- 17 Millionen im TV ist das etwas anderes
raten hat, als Glücks- als wenn nicht live aufgezeichnet wird.
bringer dabei, das ist
etwas ganz Spezielles. Welche Verbindung herrscht zwischen
Euch?
David Copperfield Amélie: Eine gute (lächelt) Thommy:
hat eure Show besucht Wir sind 24 Stunden am Tag zusammen,
und ihr habt ihn da- siebenmal die Woche, wir reisen gemein-
nach getroffen. Hat sam, sind sehr froh darüber, dass wir uns
der gefragt, wie Ihr haben, die Ups and Downs gemeinsam
das macht? erleben. Wir haben uns gern. Stermann
Auf der Bühne fühlen sich die aus Hofstetten stammende Amélie Amélie: Nein, Cop- hat über Grissemann auch gesagt, das
und der Kremser Thommy wohl. Dort verzaubern sie ihr Publi- perfield wollte das Schlimmste wäre, wenn er am Abend
kum, das aus der ganzen Welt anreist. nicht wissen. Ich allein in der Garderobe sitzen würde, al-