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50 Parkour SPORT                                                                    FREERUNNING Sport 51
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 Freerunning - die Stadt ist dein Sportplatz!
 GESCHICHTE

 David Bell gilt als Gründer und geistiger
 Vater des „Le Parkour“, das er zusam-
 men mit weiteren heutigen Größen der   Parkour und Freerunning sind urbane Sportarten, bei denen man ohne
 Szene, wie den Mitgliedern der Yamakasi   Sportgerät mit der Umgebung interagiert. Wer aber, bevor er sich in   Pölten”, erzählt Michael Kloiber von der Austrian
 und Sebastien Foucan betrieb, die sich   die Stadtschluchten wagt, auf einem Freerunning-Park üben möchte,   Freestyle Federation. Denn der ist die erste Ad-
 aber später aus ideologischen Gründen   der hat es in St. Pölten gut, denn hier gibt es ein Areal, wo man unter   resse, wenn es um Parkour und Freerunning
 abspalteten und ihre eigenen Wege gin-  professioneller Anleitung des AFF diese Sportarten erlernen kann.  in NÖ geht. „Bei uns lernen die Teilnehmer
 gen. Die Bewegungen sind aber nicht so   ihren Körper einzuschätzen und zu kont-
 neu und wurden nicht direkt von David   Praktisch ist bei den beiden trendigen   St. Pölten besitzt als eine von wenigen   rollieren. Dadurch entdecken sie ihre Po-
 Belle erfunden. George Hebert entwi-  Sportarten, dass man keine   Städten in ganz Österreich einen Out-  tentiale, die in ihnen stecken und schein-
 ckelte schon lange vor ihm die „methode   besonderen  Sportgeräte  door-Freerunningpark. Dieser wurde   bar unüberwindbare Hindernisse werden
 naturelle“ - Grundlage des heutigen   braucht, um sie auszuüben   2014 errichtet, 2015 eröffnet und steht   zu Herausforderungen. Bei uns lernt man
 Militärsports. Er entwickelte auch in   – es reichen gute Schuhe   seither bei freiem Eintritt jedem jeder-  nicht nur spektakuläre Moves wie Wall-
 Zusammenarbeit mit einem Schweizer   und bequeme Kleidung.   zeit zu Trainingszwecken zur Verfügung.   flips, sondern auch wie man sich durch
 Architekten den heute bekannten militä-  Schon kann man losle-  Die Anlage ist Teil des „Lake Side Parks”   Fitnessübungen mit dem eigenen Körper-
 rischen Hindernisparcours. Der militä-  gen. Die Sportart kann   am Gelände des Ratzersdor-  gewicht in Form bringen kann”, so
 rische Hindernislauf kann somit auch   auch überall  ausge-  fer Sees, direkt   Kloiber weiter, „wir bieten
 als Vorläufer des Parkour angesehen   führt werden, egal ob   neben der   laufend Kurse für An-
 werden. David Belle´s Vater war Soldat,   in der Turnhalle, in   fänger an.”
 der die gelernten Bewegungen aus sei-  der Natur, in der Stadt
 ner Ausbildung an seinen Sohn weiterg-  oder auf speziell für
 ab. David übertrug die von seinem Vater   Freerunning errichteten
 gelernten Techniken auf das urbane   Trainingsstätten.   FREERUNNING
 Umfeld von Lisses, in dem er aufwuchs.        Sebastien Foucan bezeichnet seine Art der Bewegung im urbanen Raum als
 Zusammen mit Jugendfreunden prak-             Freerunning. Dabei geht es primär darum, seinen eigenen Weg zu gehen und
 tizierten sie, was heute als Parkour be-  PARKOUR  um die komplette Freiheit in der Bewegung. Im Freerunning sind daher auch
 zeichnet wird. Dabei adaptierten sie die   Parkour wird als die Kunst in möglichst kurzer Zeit   Bewegungen erlaubt, die nicht primär dem schnellen, effektiven Vorankommen
 Techniken und entwickelten sie weiter.   von Punkt A nach Punkt B zu kommen, definiert. Dabei   dienlich sind wie z.B. Salti und andere akrobatische Bewegungen, die nur um
 Die Gruppe nannte sich die Yamakasi.   liegt das Hauptaugenmerk auf möglichst flüssigen, schnellen,   deren Schwierigkeit oder Ästhetik Willen ausgeführt werden. Sich selbst weiter-
 Nach einem Auftritt splittete sich die   ökonomischen Bewegungen ohne Umwege oder unnötigem   zuentwickeln, indem man seinen eigenen Weg geht, ist der ideologische Hinter-
 Gruppe aus Interessenskonflikten auf.   Verschwenden körperlicher Ressourcen. Als Vergleich kann   grund dieser Sportart. Freerunning und Parkour teilen viele gleiche Bewegungen,
 David, Sebastien und die Yamakasi gin-  man eine Flucht in einer Notsituation heranziehen. David Belle   NV-  die aber teilweise mit anderen Bezeichnungen versehen sind.
 gen von nun an getrennte Wege.   bezeichnete es auch einmal als Training für die Flucht. Dazu   Arena.  Durch die totale Freiheit in der Bewegung und deren Wahl muss man sich nicht
 Von diesem Zeitpunkt an:  zählen grundlegende Bewegungen der menschlichen Fortbe-  „Wer die spektaku-  zwingend von einem Punkt zum anderen fortbewegen. Es reicht ein Areal, „Spot“
 wegung wie Hindernisüberwindungen, Laufen und Springen   lären und heraus-  genannt, an dem gemeinsam trainiert wird, aus. So spektakulär wie möglich,
 Yamakasi - Lárt du deplacement  und auch Klettern. Diese Sportart kann sowohl im natürlichen   fordernden  Moves  so stylisch wie möglich. Durch die totale Freiheit ist die eigene Kreativität der
 Sebastien Foucan - Freerunning   Gelände als auch im urbanen Raum benutzt werden. Die   unter professioneller   einzige, limitierende Faktor. Freerunner interagieren mit ihrer Umwelt durch die
 David Belle – Parkour  Ausübenden werden als Traceure bezeichnet. Parkour wird von   Anleitung erlernen   Benützung einer Vielzahl an akrobatischen und ästhetischen Bewegungen. Diese
 vielen Anhängern nicht als Sportart gesehen, sondern als Kunst   möchte, wendet sich   Infos zum Verein:  werden aus dem Kampfsport, Breakdancing, Turnen und Akrobatik in das eigene
 oder Lebensstil. Die Umgebung nutzen, um sich selbst weiter-  am besten an unse-  www.aff-stp.at  Repertoire übernommen, an die Umgebung angepasst und mit individuellem
 zuentwickeln, ist ein Slogan, der häufig in der Szene benutzt   ren Verein AFF-St.   www.facebook.com/Affstp  Style ausgeführt, wie dies auch in anderen Freestylesportarten der Fall ist. Trotz
 wird. Dieser besagt, dass das Überwinden von Hindernissen in   www.facebook.com/freerunningpark2014  der Implementierung von bereits existierenden Körperbewegungen kann mittler-
 der Sportart auch dabei hilft, Barrieren des täglichen Lebens   weile auf ein großes Repertoire an eigenständigen Bewegungen zurückgegriffen
 leichter bewältigen zu können.                werden, das noch lange nicht ausgeschöpft zu sein scheint. (Michael Kloiber)  Fotos: Nathalie Herdt,  Maike Fälker, Michael Kloiber, Patrick Konas
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