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14 Thema ATOMKRAFTWERK
WERBUNG
40 Jahre NEIN zu AKW Zwentendorf
Am 5. November 1978 entschied die österreichische
Bevölkerung in einer Volksabstimmung das bereits
gebaute Atomkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb
zu nehmen. Auf die Spuren der österreichischen Atom-
kraftwerksgeschichte machte sich eine Gruppe der
Katholischen Männerbewegung St. Pölten und be-
sichtigte das weltweit einzige nie in Betrieb gegangene
Atomkraftwerk.
wird das AKW endlich nahme des AKW – zu rechtfertigen. Der
sichtbar. Es wird ruhi- gewünschte Effekt blieb aus. Das AKW
ger im Bus und je nach spaltete keine Atome, sondern Parteien
Alter der Teilnehmen- und Meinungen.
den werden Erinnerun-
gen wach oder gibt es Volksabstimmung
jede Menge zu lernen. In der Erwartung eines zustimmenden
Reiseleiter Walter Fe- Ergebnisses entschloss sich Bundeskanz-
ninger aus Markersdorf ler Bruno Kreisky, das Volk über die Be-
gibt noch letzte Infos, triebnahme des Kernkraftwerkes abstim-
bevor der Bus in das men zu lasssen – doch der Schuss ging
Kraftwerksgelände ein- nach hinten los. Am geschichtsträchtigen
fährt. 5. November 1978 verlas Innenminister
Erwin Lanc um 19.30 Uhr das Ergeb-
4 Jahre Bauzeit nis: 1.576.839 Ja-Stimmen oder 49,53
Das Atomkraftwerk Prozent, 1.606.308 Nein-Stimmen oder
Zwentendorf ist ein 50,47 Prozent.
Das einzige fertig gebaute Atomkraftwerk der Welt, das nie in Stück österreichischer Die Abstimmung führte zum Atom-
Betrieb ging, steht in Zwentendorf. Zeitgeschichte und sperrgesetz, nach welchem in Österreich
ein energiepolitisches keine Kernkraftwerke ohne vorherige
Mahnmal. Am 4. Ap- Volksabstimmung gebaut werden dür-
Es ist eine Fahrt in die Vergangenheit, als ril 1972 erfolgte der Spatenstich. Bis zur fen. Der Energieplan des Jahres 1976 sah
das Atomkraftwerk, die österreichische endgültigen Fertigstellung des Siedewas- den Bau von insgesamt drei Atomkraft-
Gesellschaft vor eine Zerreißprobe stell- serreaktors mit einer Leistung von 732 werken vor. Die zweite Anlage war für St.
te. Bei den teilnehmenden Männer und Megawatt vergingen vier Jahre. Ab dem Pantaleon-Erla vorgesehen. Als Standort
Frauen dieses Ausflugs war deswegene Jahr 1975 kam es jedoch zu Gegenbewe- des dritten Kraftwerks war St. Andrä in
eine gewisse Anspannung zu spüren. gungen. Proteste gegen das Atomkraft- Kärnten geplant.
Schließlich besichtigt man nicht alle Tage werk vermehrten sich. Im Herbst 1976
ein Atomkraftwerk. Was auch schwer startete die Regierung eine Informations- AKW-Führung
möglich wäre, sobald es einmal in Be- kampagne, mit dem Ziel, die Nutzung der Nach einer Sicherheitsschulung war es
trieb genommen wurde. Aus der Ferne Atomenergie – und damit die Inbetrieb- dann soweit und die Führung konnte be-
Walter Feninger (ganz links) aus Markersdorf-Haindorf organisierte Die Ausstattung der Zentrale im AKW Zwentendorf zeigt sich aus heu-
die Führung durch das AKW für die Katholische Männerbewegung. tiger Sicht aufgrund der alten Computer nostalgisch.