Page 10 - SCHAUrein! 1/2020
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 10 Thema HILFE WERBUNG
Es sollte ein unbeschwerter Urlaub in Sri Lanka werden, wo wir das Land und die Bewohner*innen kennenlernen und abschlie- ßend ein paar Badetage genießen wollten. Und so sehr uns das Land und die Vielfältigkeit auch begeisterte, zeigte uns ein 73jäh- riger „Strand-Animateur“ mit seiner Lebensgeschichte eine ganz andere Seite, die uns tief berührt hat. Von CR Thomas Winter
„Bale hat uns zutiefst im Herz
  Das Oceon View Res- taurant in Bentota, die Arbeitsstelle
des 73jährigen.
Bale lebt in der Nähe von Bentota im Südwesten der Insel. Er ist 73 Jahre jung und wir haben ihn am Strand kennengelernt, als er uns bei unserem täglichen Spaziergang mit den Worten "der helle Wahnsinn" an- sprach. Der lustige bayrische Dialekt aus dem Mund eines dunklen, etwas älteren Sri Lankesen, der mit Bayern München Kappe und T-Shirt, und einem Lächeln im Gesicht gleich mit „mein Gott Wal- ter”, „oachkatzelschwoaf ”und „do huckst
di nida” für weiteres Lächeln sorgte.
Bale der Strand-Animateur
Bale lotste uns ins Ocean Sea View Re- staurant, ein etwas abseits gelegenes Lo- kal, das auch einfache Zimmer vermietet.
Bei einem Cola, Alkohol und Nikotin sind für den gläubigen Buddhisten tabu, lernten wir ihn und seine Le- bensgeschichte kennen. Bale arbeitet für 100 Euro monatlich, indem er jeden Tag um 5 Uhr für den Besitzer des Lokals fischen fährt und danach den ganzen Tag am Strand Gäste ins Lokal lockt.
Nur in den Monsunmonaten Mai, Juni, Juli und August nicht, da gibt es keine Touristen und für Bale auch kein Geld. In Sri Lanka gibt es, außer für Staatsbedienstete, auch keine Pen- sion und so muss auch er bis zum Le- bensende arbeiten oder ist auf seine Familie angewiesen.
Arbeiten bis zum
Lebensende
Doch auch da hat der sympathische
Sri Lankese kein Glück, verstarb doch
im Vorjahr seine Frau. Von seinen beiden Söhnen hat auch nur einer eine Arbeit finden können, daher ist das Geld mehr als knapp. Doch das merkt man dem stets freundlichen Bale nicht an, der, so erzählt er uns, gerne einen eigenen Holz- Katamaran zum Fischen hätte, denn
Voller Stolz präsentiert Bale sein „neues“ T-Shirt.
dann könnte er den Fisch am Markt ver- kaufen und er würde 200 oder sogar 250 Euro im Monat verdienen, Geld, das er und seine Familie gut brauchen könnten. Was so ein Katamaran kosten würde? Nicht mehr als 400 Euro, aber für Bale unmöglich ...
 Unerschwinglich für Bale, der Katamaran, der seiner Familie ein lebenswerteres Leben garan- tieren würde.
Wir verbringen einige nette Stunden mit ihm, essen im Restaurant seine Garnelen und Thunfisch, gehen mit ihm Gewürze kaufen und freuen uns jeden Tag auf sein „mein Gott Walter”.
Bis der letzte Urlaubstag ansteht und wir ein letztes Mal zu seinem Strand gehen. Schon von weitem läuft uns Bale ent- gegen, stolz mit seinem neuen Jack and Jones T-Shirt, das wir ihm am Vortag mit anderen Kleinigkeiten mitgebracht ha- ben und in der Hand hält er zwei Säck- chen mit frischem Ingwer, die er uns mit Tränen in den Augen als Geschenk überreicht. Er weiß wohl wie wir, dass es wahrscheinlich ein Abschied für immer sein wird.
Mit 400 Euro in
ein besseres Leben
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