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THEMA Historie 7 WERBUNG
es Mädchen, war die erste ...
Sohn zu haben, der im Gymnasium in St. Pölten maturieren und an der Universi- tät in Wien ein Doktorat erwerben sollte. Da er aber nur Töchter hatte, vier (Rosa, Irma, Margarete, Stefanie), plante er die- se Zukunft glücklicherweise für mich.“
Ausschnitte eines Briefes von Rosa Kubin, geborene Lus- tig, an die Research Foundation for Je- wisch Imigration aus dem Jahre 1980, wo sie ihre Geschichte erzählt.
ters nachzulesen
ist: „Allerdings
musste sie vor dem
Unterricht erst das
Betreten des Profes-
sors abwarten, um
dann hinter ihm in
die letzte Bank zu
huschen.” Rosa war
natürlich das einzi-
ge Mädchen in der Klasse und hatte bis auf einen jüdischen Freund, wie sie später erzählte, niemanden zum Reden, da die anderen Mitschüler aus verschiedensten Gründen, besonders antisemitischer Na-
Rosa war die erste
St. Pöltner Maturantin
Richard Lustig, der sich wahrscheinlich auch einen männlichen Nachfolger ge- wünscht hätte, wusste aber die Chance zu nutzen, zumindest für eine seiner Töchter eine akademische Ausbildung in Angriff zu nehmen.
Aus einem Text von Martha Keil geht hervor: „Nach langem Widerstand der Direktion und des Unterrichtsministe- riums setzte Richard Lustig, ... , seinen Willen durch: Im Jahre 1925 maturierte Rosa als erste Gymnasiastin St. Pöltens.” Vorher erhielt Rosa von Erich Schäch- ter, dem Sohn des St. Pöltner Rabbiners Adolf Aron Schächter, Privatunterricht und nahm als „illegale“ Hospitantin am Unterricht teil. Aber wie bei Keil wei-
tur, Gespräche mit ihr ablehnten. Aber Rosa schaffte den Weg zur Maturaprü- fung und die schlussendlich auch selbst bravorös, obwohl sie daneben auch jüdi- schen Glaubensunterricht an den ...