Page 6 - SCHAUrein! 2/2020
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 6 Thema HISTORIE
Während es heuer für tausende Maturant*innen unsicher war, wie und wann ihre Reifeprüfungen ablaufen würde, war vor 95 Jahren die Situation für Mädchen in St. Pölten ganz klar. Sie durften einfach nicht maturieren. Nur durch die Beharrlichkeit ihres Vaters Richard hatte Rosa Lustig die Chance, als erstes Mädchen vor 95 Jahren die Maturaprüfung in der jetzigen Landeshauptstadt abzulegen.
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Rosa Lustig, ein jüdisch
 Dabei durften Frauen in Österreich schon ab 1878 die Matura ablegen, nur die Sache hatte damals auch einen be- trächtlichen Haken, ihnen wurde die Klausel „Reif zum Besuch der Univer- sität” verweigert. Erst ab 1897 wurden allmählich Frauen zum Studium zuge- lassen. Fast 30 Jahre später war es in St. Pölten überhaupt so weit, dass auch erst- malig ein Mädchen zur Matura antreten durfte.
Aber das ging nicht ohne erheblichen Schwierigkeiten von statten, denn erst der jüdische Lederhändler Richard Lustig, der in der Wiener Straße 17 in St. Pölten sein Geschäft hatte, setzte seinen
Das jüdische Mädchen Rosa Lustig war 1925 die erste Maturantin in St. Pölten.
sehnlichsten Wunsch, dass eine seiner Töchter, Rosa, am städtischen Gymnasi- um maturieren durfte, nach langen und beharrlichem Drängen durch.
PD Dr. Martha Keil, die Direktorin des In- stitut für jüdische Geschichte Österreichs, erforschte die Geschichte rund um das jü- discheMädchenetwaanhandvoneinem Interview aus dem Jahre 1971, Briefen an das Gymnasium in der Josefstraße und Einträgen im Jahrbuch des Gymnasiums aus dem St. Pöltner Stadtarchiv.
Außergewöhnlich und
schwierig für ein Mädchen
Dabei kam deutlich zu Tage, wie schwer und außergewöhnlich es damals war, als Mädchen überhaupt in das Gymnasium aufgenommen zu werden. Rosa Lustig schrieb 1977 an das Gymnasium: „Mein Vater war kein Durchschnittsmensch, der nur in der Gegenwart lebte. Sondern er hatte die seltene Gabe zu wissen, dass man sein Leben wohl planen muss, dass aber die Ereignisse von einer höheren Macht geleitet werden. Er hoffte, einen
  Anton Johann Fuchs
 Die Stadt ist gerettet – endlich haben wir den langersehnten Gestaltungsbei- rat, der zu jedem Bauprojekt seinen Senf dazugeben darf. Das heißt, haben tun wir ihn eigentlich noch nicht, der Bürgermeister muss ihn erst in seiner allgegenwärtigen Güte berufen. Wie er das macht, darüber hat kein Medium geschrieben, aber wir vertrauen ihnen und ihm ja eh grenzenlos. Da können die Kleinen im Gemeinderat („Opposition“) motzen, was sie wollen.
Viel Arbeit für den Beirat!
   Für ein sensibles Gebiet, den Kardinal-Kö- nig-Platz nebst dem Regierungsviertel, kommt der Beirat allerdings zu spät, da sind die Wei- chen gestellt. Neben dem Tor zum Landhaus („schwarzer Marmor“) und der Hypo-Zentrale („weißer Alabaster“) wird anstelle der wegge- rissenen Eierspeisburg („rosa Klassiker“) ein wuchtiger Glaspalast („blaue Scheibe“) gebaut werden. Wahrlich reizvolle Kontraste zum bie- deren Regierungsviertel ...
Und auch für Dom- und Herrengasse gibt es für den Gestaltungsbeirat nichts mehr zu be- stellen, weil die neue Pflasterung ist längst aus- gesucht und bestellt. Aber vielleicht darf er am Rathausplatz anregen, dass die Pflasterung ver- einheitlicht wird und dem gesamten Platz seine Großzügigkeit zurückgibt.
Und der Domplatz? Der Beirat würde sicher gerne mitreden, ob die neuen Autostellplätze von West nach Ost oder von Nord nach Süd
ausgerichtet sind. Das hat schließlich eine emi- nente Auswirkung auf die Optik am Platz ... Nach Luft schnappen wird der Beirat am Euro- paplatz. Da gibt es schon einige interessante Vorschläge. Etwa, dass man das berühmte mon- sterartige Prandtauer-Denkmal um 180 Grad drehen könnte. Oder dass der Monster-Sessel vorm Lutz einen Monster-Tisch dazubekommt, der so groß wie der gesamte Platz und auf der Oberfläche teilweise begrünt ist. Oder dass man sich für die geplante Monster-Kreuzung darunter anstelle des Springbrunnens Ampeln mit vier Farben wünschen darf (speziell für die Melker und Lilienfelder Gäste ein zusätzliches Dunkel-Rot).
Dass der Baustopp vom Gemeinderat nach zwei Jahren um ein weiteres Jahr verlängert wurde, hat sicher nichts damit zu tun, dass man im Rathaus überfordert war, in zwei Jahren die geforderte
Schutzzonenregelung auf die Beine zu stellen. Eher auch nicht damit, dass man aus Höflichkeit dem kommenden Gestaltungsbeirat gegenüber die Zwangspause verlängert hat.
Etwa damit das Leiner-Projekt mit Hotel, Veran- staltungshalle und auch noch Eigentumswoh- nungen am ehemaligen Heiligtum des Patri- archen Rudolf Leiner ungeniert geplant werden kann? Wenn diese Planungen fertig sind, kann man auch den Baustopp aufheben und
den Gestaltungsbeirat installieren. Und so sind alle glücklich und zufrieden in der Stadt
...
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Fotos: Stadtarchiv, Injoest









































































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