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6 Thema SCHREBERGARTEN WERBUNG
Schrebergarten: Zuerst Kindersp
Nicht weniger als 1.323 Kleingärten be- finden sich auf einer Gesamtfläche von 496.091 m2 in der Stadt St. Pölten und in den einzelnen Stadtteilen. Damit kann sich St. Pölten getrost als „Kleingarten- hauptstadt” bezeichnen, denn nirgends
Anton Johann Fuchs
gibt es statistisch gesehen zur Bevölke- rung so viele Kleingärten als hier.
„Die durchschnittliche Größe eines Gartens beträgt 300m2, somit bilden die Gärten für rund 5.000 Menschen einen Naherholungsraum vor der Haustüre”,
schreibt Stadtrat Johann Rankl in der Festschrift für den Schrebergartenver- ein St. Pölten-Wagram, der heuer sein 100 Jahr-Jubiläum feiert und wo er auch selbst Gartenmitglied ist. Rechnet man diese Zahl auf die Stadtbevölkerung um,
Jedem Kind seine Spielfläche in frischer Luft und in der Natur zu geben - das war der ursprüngliche Gedanke des Leipziger Arztes Dr. Daniel Gottlieb Moritz Schreber. Selbst konnte er im 19. Jahrhun- derts seine Vision nicht umsetzen, sein Schwiegersohn Dr. Hauschild gründete aber den ersten Schreber- verein. Aus den Kinderspielplätzen entwickelten sich aber sehr bald Kleingärten, die in Folge sinnvolle Freizeitgestaltung, zeitweise Ernäh- rungssicherheit und Erholung in freier Natur bedeuteten.
Mit der Aufschließung westlich des Stadtwaldes frisst sich die Stadt weiter in die Ackerflächen des Umlandes. Macht ja nichts, wir haben eh so viel Grün? Stimmt, St. Pölten ist eine grüne Stadt. So grün, dass wir es uns sogar leisten können, in einem Park ein „Kinderkunstlabor“ (von angelernten oder Message-controllierten Fans bereits liebevoll „Kikula“ genannt) zu bauen oder für die Erweiterung der Stadtsportan- lage drei Hektar Auwald zu roden.
Eine Stadt in der Pubertät
Von Protesten recht wenig zu sehen oder zu hö- ren. Beim Areal der Maderna-Villa (Josefstraße 2) hat man noch gejammert, welch wertvoller Grünraum in der Stadt total verbaut wird. Beim „Kikula“ erfinden manche schon derart nied- liche Projektbeschreibungen, dass man meinen könnte, ein grünes Netz werde da gesponnen zwischen Innenstadt und Regierungsviertel, ängstlich vermeidet man das Wort „Bau“.
Aber wenn man für die trotzig ausgerufene Landeskulturhauptstadt 2024 sagenhafte 30 Millionen Euro ausgeben will (Land Niederö- sterreich und Stadt wollen selber rund 25 Mil- lionen Euro in die Hand nehmen, vom Bund erhofft man sich weitere fünf Millionen Euro), dann muss man auch etwas hinstellen, von dem man sich auf mehr als tausend Quadrat- metern Beton eine gewisse Nachhaltigkeit zu-
mindest erhoffen darf.
Man sieht also, St. Pölten und der Bürgermei- ster sind der Landeshauptfrau wie schon ihrem Vorgänger einiges wert, was den einheimi- schen türkisen Polit-Ableger zum Stiefkind mu- tieren lässt und in der roten Landesparteizen- trale auch nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst.
Aber geschichtlich gesehen sind wir als Landes- hauptstadt ja irgendwie noch in der Pubertät und dürfen uns solche Spielchen erlauben, bis zum Erwachsensein fehlt noch einiges. Und das kann dauern, wie man an Eisenstadt sieht, das uns da auch nur rund 60 Jahre voraus ist. Soll aber keiner behaupten, St. Pölten schaut nicht auf seinen Grünraum und bemüht sich nicht, ihn flächenmäßig zu erhalten. Aus dem grünen Fußball-
platz des FC Sturm 19 wird etwa demnächst ein noch grünerer Park, und am Europaplatz ist nach dem Zuschütten des hässlichen Teiches mit den kitschigen Wasserspielen in der Mitte viel Platz für neue Grün- und Erholungsflächen an der belebtesten Kreu- zung der Stadt.
Vom Garnisonsübungsplatz GÜPl bei Völ- lerndorf gar nicht zu reden. Das riesige jetzt schon grüne Gebiet wird als noch grüneres Naherholungsgebiet vor jeder Verbau- ung geschützt. Nachdem die S 34
mitten hindurch fertig gebaut worden ist ...
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Foto: frankb65 auf Pixabay