Page 45 - ausgabe 201604
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KUNST Kultur  45
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 „Lasst mich auch einmal den  Psychopathen spielen!”








                                                               In „Cäsar und Kleopatra” bei
                                                               Shakespeare in Styria machte
                                                               Patrick Kaiblinger als Marcus
                                           Der Schauspieler be-  Antonius blendende Figur.
                                           herrscht den wiene-
                                           rischen, steirischen,
                                           tirolerischen, den
                                           bayrischen Dialekt
                                           und das „Schönbrun-  „Patrick! Ich hab ein Leben lang einen Job gehabt, den ich nicht
                                           nerische” genauso   wirklich gerne gemacht habe, du führst einen Beruf aus, der dir
                                           wie das norddeut-   Spaß macht”, hat vor Kurzem ein naher Bekannter mit Burn-
                                           sche Sprachaxiom.   Out-Syndrom zu ihm gesagt. Und dieses Erlebnis lässt ihn voll
                                           Das macht ihn zu    Freude weitermachen, ob bei „Shakespeare in Mödling”, wo er
                                           einem vielbeachte-  in einem „tollen Ensemble mit einer wunderbaren Stimmung”
                                           ten Komödianten.    gut aufgehoben ist, ob beim Kontaktiertheater oder bei Kurzfil-
                                           Und trotzdem möch-  men, wo er auch schon mit Karl Merkatz zusammen zu sehen
                                           te er auch einmal   war. Gefragt nach seinem Traum, kommt nicht die Sehnsucht
                                           „einen Psychopa-    nach dem Burgtheater, sondern der Wunsch nach einer länge-
                                           then” spielen.      ren Phase, „wo meine finanziellen Sorgen wegfallen”, ins Spiel.
                                                               Aber Patrick ist auf gutem Weg, machte sich bereits einen Na-
                                                               men, vor allem als begnadeter Komödiant in lustigen Rollen.
        drei Kategorien”, gibt Kaiblinger Einblick in die raue Anfangs-  Dieses Rollenfach würde er aber auch kurzfristig verlassen und
        welt der Schauspieler. „Du bist dabei, du darfst wiederkommen   einmal „so einen richtigen Psychopathen, vor dem man Angst
        und du brauchst nicht mehr wieder kommen”, lauteten die Ka-  hat”, spielen.
        tegorien. Patrick war bei der ersten Gruppe, durfte also gleich   NOeN lokal BxH 98x135 mm  10.10.16  12:22  Seite 1
        mit dem Lernen beginnen. Im ersten Jahr wurde er von der gro-
        ßen alten Dame des Schauspiels selbst unterrichtet. „Aber das
        war ein bisserl veraltet, wie sie uns das Schauspielen beibringen
        wollte, so spielt heute keiner mehr”, erzählt Kaiblinger, der als
        junger attraktiver Mann zu den Lieblingen von Ott zählte. „Al-
        lerdings bin ich, als ich vieles hinterfragt habe, vom Patrick zum
        Sebastian mutiert, sie hat sich nicht einmal mehr meinen Na-
        men gemerkt”, so Patrick schmunzelnd. Aber trotzdem lernte
        er viel an der Schauspielakademie und absolvierte 2013 seine
        Bühnenreifeprüfung. Ab sofort durfte Patrick Kaiblinger, hoch-
        offiziell, die Bretter, die die Welt bedeuten, betreten.

         Kontaktiertheater und Shakespeare in Mödling
        „Den  Bescheid  muss  man  aber  eh selten  bei  Vorstellungsge-
        sprächen mitnehmen.” Ihn verschlägt es zum Kontaktierthe-
        ater, einer freien Theatergruppe, die sich mit Suchtprävention
        und aktuellen Jugendthemen auseinandersetzt und ihre Stücke
        in Schulen zur Aufführung bringt. Mit dieser Gruppe spielte er
        auch in der HLW, „da freue ich micht immer wieder, wenn ich
        an den Ort meiner schauspielerischen Anfänge komme.”
        Zurzeit spielt er in Vorarlberg in der Produktion „Unterwegs”
        des Theaters der Figur, Nenzing mit. „Im ersten Teil hauen zwei
        Jugendliche mit einem Schiff ab und im zweiten Teil spielen wir
        ihre Väter und Mütter, die sich daheim Sorgen machen”, um-
        reißt er die zwei verschiedenen Blickwinkel des spannenden
        Stückes.
        Und damit kommt der St. Pöltner Schauspieler, der  heuer zum    Inklusive
        ersten Mal nur von der Schauspielerei gelebt hat, auf die unter-  freien Eintritt   Karten: T 02735 5500
        schiedlichen Perspektiven des Lebens. „Natürlich ist es schwie-  zum Grafenegger  T 01 586 83 83
                                                                         Advent
        rig, von der Schauspielerei zu leben, aber Geld ist mir nicht so               grafenegg.com
        wichtig”, so Kaiblinger, der, wenn es einmal nicht ausreicht, den
        Klassikerjob für Schauspieler, als Kellner ausübt. Das hat er ja
        unter anderem auch in der HLW perfekt gelernt.
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