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KUNST Kultur 45
WERBUNG
„Lasst mich auch einmal den Psychopathen spielen!”
In „Cäsar und Kleopatra” bei
Shakespeare in Styria machte
Patrick Kaiblinger als Marcus
Der Schauspieler be- Antonius blendende Figur.
herrscht den wiene-
rischen, steirischen,
tirolerischen, den
bayrischen Dialekt
und das „Schönbrun- „Patrick! Ich hab ein Leben lang einen Job gehabt, den ich nicht
nerische” genauso wirklich gerne gemacht habe, du führst einen Beruf aus, der dir
wie das norddeut- Spaß macht”, hat vor Kurzem ein naher Bekannter mit Burn-
sche Sprachaxiom. Out-Syndrom zu ihm gesagt. Und dieses Erlebnis lässt ihn voll
Das macht ihn zu Freude weitermachen, ob bei „Shakespeare in Mödling”, wo er
einem vielbeachte- in einem „tollen Ensemble mit einer wunderbaren Stimmung”
ten Komödianten. gut aufgehoben ist, ob beim Kontaktiertheater oder bei Kurzfil-
Und trotzdem möch- men, wo er auch schon mit Karl Merkatz zusammen zu sehen
te er auch einmal war. Gefragt nach seinem Traum, kommt nicht die Sehnsucht
„einen Psychopa- nach dem Burgtheater, sondern der Wunsch nach einer länge-
then” spielen. ren Phase, „wo meine finanziellen Sorgen wegfallen”, ins Spiel.
Aber Patrick ist auf gutem Weg, machte sich bereits einen Na-
men, vor allem als begnadeter Komödiant in lustigen Rollen.
drei Kategorien”, gibt Kaiblinger Einblick in die raue Anfangs- Dieses Rollenfach würde er aber auch kurzfristig verlassen und
welt der Schauspieler. „Du bist dabei, du darfst wiederkommen einmal „so einen richtigen Psychopathen, vor dem man Angst
und du brauchst nicht mehr wieder kommen”, lauteten die Ka- hat”, spielen.
tegorien. Patrick war bei der ersten Gruppe, durfte also gleich NOeN lokal BxH 98x135 mm 10.10.16 12:22 Seite 1
mit dem Lernen beginnen. Im ersten Jahr wurde er von der gro-
ßen alten Dame des Schauspiels selbst unterrichtet. „Aber das
war ein bisserl veraltet, wie sie uns das Schauspielen beibringen
wollte, so spielt heute keiner mehr”, erzählt Kaiblinger, der als
junger attraktiver Mann zu den Lieblingen von Ott zählte. „Al-
lerdings bin ich, als ich vieles hinterfragt habe, vom Patrick zum
Sebastian mutiert, sie hat sich nicht einmal mehr meinen Na-
men gemerkt”, so Patrick schmunzelnd. Aber trotzdem lernte
er viel an der Schauspielakademie und absolvierte 2013 seine
Bühnenreifeprüfung. Ab sofort durfte Patrick Kaiblinger, hoch-
offiziell, die Bretter, die die Welt bedeuten, betreten.
Kontaktiertheater und Shakespeare in Mödling
„Den Bescheid muss man aber eh selten bei Vorstellungsge-
sprächen mitnehmen.” Ihn verschlägt es zum Kontaktierthe-
ater, einer freien Theatergruppe, die sich mit Suchtprävention
und aktuellen Jugendthemen auseinandersetzt und ihre Stücke
in Schulen zur Aufführung bringt. Mit dieser Gruppe spielte er
auch in der HLW, „da freue ich micht immer wieder, wenn ich
an den Ort meiner schauspielerischen Anfänge komme.”
Zurzeit spielt er in Vorarlberg in der Produktion „Unterwegs”
des Theaters der Figur, Nenzing mit. „Im ersten Teil hauen zwei
Jugendliche mit einem Schiff ab und im zweiten Teil spielen wir
ihre Väter und Mütter, die sich daheim Sorgen machen”, um-
reißt er die zwei verschiedenen Blickwinkel des spannenden
Stückes.
Und damit kommt der St. Pöltner Schauspieler, der heuer zum Inklusive
ersten Mal nur von der Schauspielerei gelebt hat, auf die unter- freien Eintritt Karten: T 02735 5500
schiedlichen Perspektiven des Lebens. „Natürlich ist es schwie- zum Grafenegger T 01 586 83 83
Advent
rig, von der Schauspielerei zu leben, aber Geld ist mir nicht so grafenegg.com
wichtig”, so Kaiblinger, der, wenn es einmal nicht ausreicht, den
Klassikerjob für Schauspieler, als Kellner ausübt. Das hat er ja
unter anderem auch in der HLW perfekt gelernt.