Page 58 - ausgabe 202004
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Kunst

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    58  Urlaub LESER AUF
                       TUR
               WERBUNG
               WERBUN G
        Das kulturelle Leben zwischen Sicherheit und ...

        Ein Meter Abstand, MNS-Pflicht in geschlossenen Räumen (aus-            und unseres Teams überlegt haben. Bei
        genommen am zugewiesenen Sitzplatz) und Events mit über 200             einem Besuch in der Bühne im Hof wird
        Personen haben eine/n COVID-19 Beauftragte/n zu bestellen und           der Bär an neuralgisch wichtigen Punk-
        ein entsprechendes COVID-19-Präventionskonzept zu erarbeiten            ten erinnern, hinweisen, klarstellen, was
        und umzusetzen. Wie gehen unsere Kunstveranstalter damit um?            wichtig ist.
                                                                                Es gibt ein Sicherheitskonzept, das auf
                                                                                all den Vorgaben und Empfehlungen
                                            Daniela Wandl, künstlerische Leitung   basiert, die es für Veranstaltungen in
                                            der Bühne im Hof: „Kennen Sie den   Österreich gibt. Das bedeutet u.a., dass
                                            Spruch: Da steppt der Bär?          wir auf etwa die Hälfte des Fassungsver-
                                            Nun, bei uns, in unserer und Ihrer (=Pu-  mögens begrenzt sind. D.h. 200 Besu-
                                            blikum) Bühne im Hof, lassen wir ab 16.   cher*innen statt 400, bei dynamischer
                                            September (= unser Saisonstart) einen   Bestuhlung etwas mehr.
                                            ganz besonderen Bär steppen. Und    Das ist jetzt so und wir finden halt, dass
                                            damit meine ich nicht Viktor Gernot,
                                                                                200 Besucher*innen jetzt mindestens
      Foto: Tanja Wagner Grafik: Sylvia Schippany   Jubiläumsherbst der BIH „einrockt“. Wir   na-Zeiten“ zählen. Und gemeinsam mit
                                            der mit seinen besten Freunden den
                                                                                so viel wie die gut  400 in „Nicht-Coro-
                                            sind uns noch nicht ganz sicher wie unser
                                                                                unseren Künstler*innen werden wir die-
                                            Bär heißen soll: Meter-Bär, Hygiene-Bär,
                                                                                ser seltsamen Zeit trotzen. Deshalb soll
                                            (Hände)Wasch-Bär, BIH-Bär, Bühne im
                                                                                aus jetziger Sicht auch alles stattfinden,
                                            Hof-Sicherheits-Bär…???
                                                                                so wie es geplant ist. Egal ob 200 oder 50
                                                                                Leute kommen und ihren Kulturhunger
                                            Jedenfalls steht dieser Bär symbolisch für
                                                                                stillen. Damit alles gut klappt, muss ich
                                            alles, was wir uns zur Sicherheit unseres
                                                                                noch kurz auf den Bären eingehen. Wie
                                            Publikums, unserer Künstler*innen
                                                                                die
                       Valentina Riedl                                       SPAZIER-
                                                                               gängerin
                       Es war wieder einer dieser Tage, ein kurzer Spaziergang nach ge-
                       taner Arbeit. Nur eine kleine Runde durch Park und Wald. Und   ... setzt sich mit der Frage
                       während ich so spaziere, beginne ich zu reflektieren. Die Wahr-  auseinander, was es
                       nehmung vermischt sich mit der eigenen Erinnerung, dem zahl-  braucht, um endlich aus
                                                                           dem  Patriarchat und
                       reich Gelesenen und den Geschichten meiner Freundinnen. Und     rein in die
                       die Gedanken und Ereignisse beginnen sich zu drehen …       Gleichberechtigung
                                                                                   spazieren zu können.
        Spaziergang im Patriarchat


        Schritt  für  Schritt  gleicht  Blick  für  Blick.  Statt   Star des Abends: Frauen. Leicht bekleidet, ver-  während  sich  die  schier  unendliche  Kraft  in
        schweifend  durch  die  Landschaft  ziehend,   schleiert, groß, klein, dick, dünn – sie alle sind   Wut verwandelt, welche sich langsam auch
        wieder  nur  der  Realität  entfliehend.  Schnel-  Marionetten  des  Patriarchats.  Ihre  Freiheit   unter allen Geschlechtern versammelt, stellt
        ler  Gang,  Kopf  nach  unten,  Ohren  zu.  Nicht   ist  beschränkt,  ihr  Weg  vorherbestimmt.  Ein   sich eine Frage: weshalb kann Frau auch im 21.
        lächeln, einfach weiter gehen. Eine Emulsion   Kommentar hier und ein dummer Spruch da.   Jahrhundert noch immer nicht alleine durch
        sanfter Stille des Ignorierens und dem lauten   Ein kurzer Umweg.  Offenes Haar, um nicht so   die Gegend spazieren, geschweige denn in völ-
        Schrei der mächtigen Intuition. Die Fusion aus   leicht daran festgehalten werden zu können, ist   liger Freiheit agieren? Nicht nachvollziehbares
        irrer Impression und der nahenden Explosion.   doch klar. Ein vorgetäuschter Anruf. Nerviges   Verhalten und veraltete Klischees. Schaffen wir
        Fragenaufwerfende Verwirrung?       Gehupe. Wenn es gut geht, nur widerliche Bli-  es denn nicht, auf der Suche nach den Antwor-
        Um was es hier geht ist zwar nicht simpler zu   cke im Rücken. Es ist nicht immer die Eskalati-  ten, die Notwendigkeit dieser Frage verblassen
        erklären, doch anhand der Wirklichkeit viel-  on, es ist die zahllos wiederkehrende Reaktion.   zu  lassen?  Langsam  Schritt  für  Schritt  ge-
        leicht leichter zu verstehen.  Es ist der femini-  Die Definition von Kompliment scheint vielen   meinsam durch die Gegend zu flanieren
        stische Kampf für Gleichberechtigung, welcher   einfältigen Herren und Anzugträgern noch im-  und Blicke zwanglos zusammen zu
        allzu oft schon als gewonnen missverstanden   mer nicht bekannt, denn ein anzüglicher Blick   zelebrieren? Uns endlich doch
        wird und den Stempel „extrem“ noch auf der   oder  das  hundertste  Hallo  trifft  nicht  annä-  in Harmonie zu arran-
        Stirne trägt. Tagtäglich sind wir Frauen damit   hernd zu. Egal ob genuine Intention oder unbe-  gieren?
        konfrontiert.  Die  Straße  wird  zum  Synonym   wusste Degradation, es ist, was es ist.
        für  Machtposition,  zur  Bühne,  das  Drehbuch   Und Schritt für Schritt ertragen wir weiter
        selbstverständlich  männlich  konnotiert.  Der   Blick für Blick. Doch
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