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32 Gesellschaft SOZIALES
WERBUNG
„Unser oberstes Ziel, einen Rückfall zu vermeiden!”
Heuer jährt sich die Gründung der österreichischen Bewährungshilfe
zum sechzigsten Male. Grund genug für SCHAUrein! um bei
NEUSTART, dem Nachfolgeverein der Bewährungshilfe, über die
Motivation und Ziele bei der Arbeit mit straffällig gewordenen
Menschen nachzufragen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich Be- teilt wurde. „Fragen nach dem Auslöser,
währungshilfe stark verändert. Während der Verantwortung werden hier gestellt
sich ab 1957 die Arbeitsgemeinschaft und diskutiert, oder auch wie sieht es
Bewährungshilfe ausschließlich um de- mit der Opferempathie aus?”, so Grohs,
linquente Jugendliche kümmerte, wurde der seit 10 Jahren bei NEUSTART tätig
sie 1975 im Zuge der österreichischen ist. „Gemeinsam mit dem Klienten wird
Strafrechtsreform auch Erwachsenen zu- ein Plan erarbeitet, wie er oder sie in Zu-
gänglich gemacht. kunft ein bestimmtes Verhalten ändern
2002 kam es zu einer Namensänderung kann, das zur Strafhandlung geführt
des Vereines für Bewährungshilfe und hat.” Prinzipiell geht das ohnedies nur
Soziale Arbeit in NEUSTART. Aktuell bei Verurteilungen mit bedingtem Anteil
Sozialarbeiter Alexander Grohs (Studium wird eine große Bandbreite an sozialar- oder nach Haft mit bedingter Entlassung.
an der Sozialakademie, tätig in der Er- beiterischer Hilfe angeboten, wie der St. „Die Wahrscheinlichkeit, rückfällig zu
wachsenenbildung, ist Abteilungsleiter bei Pöltner Sozialarbeiter Alexander Grohs, werden, minimiert sich mit der Bewäh-
NEUSTART St. Pölten): „Unsere Leitmaxime: Abteilungsleiter bei NEUSTART St. Pöl- rungshilfe sehr stark”, sieht Sozialarbeiter
´Gute Täterarbeit ist der beste Opferschutz.` ten, erklärt: „Wir kümmern uns um die Grohs die Arbeit seines Teams als sehr
Wir wollen die Situation in der Gesellschaft klassische Bewährungshilfe, den Tat- sinnstiftend.
verbessern, auch die Lebenssituation unse- ausgleich, die Haftentlassungshilfe, be-
rer KlientInnen.“ www.neustart.at gleiten den elektronischen Hausarrest, Im Zwangskontext
koordinieren Sozi- Bewährungshilfe steht in einem Zwangs-
alnetzkonferenzen, kontext, dabei gibt es natürlich auch Wi-
machen Prozess- derstände, „aber unsere MitarbeiterIn-
begleitung und nen sind entsprechend sozialarbeiterisch
begleiten gemein- geschult, mit solchen Situationen umge-
nützige Leistungen hen zu können. Der Vorteil des Zwangs-
(statt Ersatzfrei- kontextes ist, dass wir Klienten errei-
heitsstrafe und Fi- chen, denen wir normalerweise nicht in
nanzstrafe). diesem Umfeld begegnen würden. Wie
Bei der Bewäh- gesagt, das Ziel ist, dass wir Rückfälle
rungshilfe sieht vermeiden, das ist ein gemeinsames Ziel.
man sich mit sehr Wir zeigen Wege auf, der/die Betroffene
vielen jungen Er- entscheidet selbst, ob das möglich ist.”
wachsenen kon- In der Bewährungshilfe arbeitet man in
frontiert. „Der St. Pölten mit mehreren 100 Personen im
Auftrag kommt Jahr. Im Büro St. Pölten sind in zwei Ab-
vom Gericht, das teilungen, 22 MitarbeiterInnen, davon 4
Schon über oberste Ziel ist da- im Sekretariat, beschäftigt.
bei die Vermeidung Beim Tatausgleich werden sowohl Be-
von Rückfällen in schuldigte als auch Opfer betreut. Die
die Straffälligkeit. Prozessbegleitung bezieht sich rein auf
ÖsterreicherInnen Hierbei werden männliche Opfer, denen Gewalt ange-
nutzen George! verschiedene Me- tan wurde. Beauftragt wird NEUSTART
thoden angewandt, überwiegend von der Justiz, ein geringer
wie etwa die De- Teil, erfolgt vom Finanzministerium.
liktverarbeitung, Ein wichtiger Teil der NEUSTART-Ar-
da sind wir ein- beit beinhaltet die Sozialnetzkonferenz.
zigartig”. Hierbei Da begegnet man einer Klientel, die
kommt es zu einer sich vorwiegend aus jungen Erwach-
Auseinanderset- senen in der U-Haft oder in Hinblick
zung des Klienten auf eine mögliche Entlassung aus der
mit dem Delikt, Haft, zusammensetzt. „Hier wird das
spknoe.at weswegen er verur- soziale Umfeld, etwa Eltern, Freunde,