Page 12 - ausgabe 201803
P. 12
12 Thema KATASTROPHE
WERBUNG
... zu Boden geschleudert”
felten Ruf: „Wo is der Bua?” Die Erleich- Hauptsachbearbeiter des szenekundigen
terung war bei seiner Mutter und seinem Dienstes, bei dem es oft um Sport- und
Vater groß, als sie ihn im Krankenhaus Großveranstaltungen geht, ist.
fanden. Doch noch galt es Etliches zu Vlachinsky lernte aber auch noch ande-
überwinden. „Am 7. Tag nach dem Un- res, etwa, die Solidarität in der Feuer-
fall wollte man mir die linke Hand am- wehrgemeinschaft, „das schweißt einen
putieren, aber mein Vater hat nicht un- noch mehr zusammen” und die Hilfsbe-
terschrieben. Ich habe dann extrem viel reitschaft der Bevölkerung und der Fir-
Penicillin erhalten, hab meine Hand er- men. „Vom Elektro Bachinger habe ich
halten können”, ist Vlachinsky noch jetzt mir einen Plattenspieler aussuchen dür-
erleichtert, wenn er an seine schlimmsten fen”, denkt er zurück.
Tage zurückdenkt. Denn auch die Sorge,
„kann ich jemals wieder sehen”, lag wie Brennende Fragen
ein Damoklesschwert über dem jungen Anton Vlachinsky wurde wieder gesund,
Feuerwehrmann, der auch „wahnsinni- wie viele seiner Feuerwehrkameraden,
ge Schmerzen an der Hand, hab dagegen aber trotzdem hat sich das Ereignis ins
Morphium bekommen,”, hatte. sein Gedächtnis gebrannt. Denn da-
nach wurde viel diskutiert, auch in der
Der Elfer vom Krankl TV-Sendung „In eigener Sache” - über
Wie sehr scheinbar banale Dinge aber Themen wie: Wer zahlt bei Einsätzen
auch zur Genesung oder zum Mut ma- verunglückten Feuerwehrmännern ihren
Der damalige Primarius Dr. Jünger am chen im Kampf gegen die Verletzungen Verdienstentgang? Wer hilft ihnen, wenn
Krankenhaus St. Pölten untersuchte den an mithelfen kann, lässt die Anekdote, die sie ihren Beruf gar nicht mehr ausüben
den Augen schwerverletzten, 15-jährigen FF- uns Anton Vlachinsky bezüglich der können und so weiter? Diese Fragen sind
Mann Anton Vlachinsky. damaligen Fußball-Weltmeisterschaft mittlerweile versicherungstechnisch ge-
erzählt, schließen. „Ich habe einen Fern- klärt, obwohl es auch heute manchmal
... Geschichte des Krankenhauses, es gab seher hingestellt bekommen und es lief noch zu Härtefällen kommt.
aber eine unglaubliche Hilfsbereitschaft die WM in Cordoba. Mit dem linken Dieser Tage wurde eine Tafel zum Ge-
der Bevölkerung, viele sind Blut spen- Auge konnte ich damals ein bisserl se- denken an die vor 40 Jahren tödlich ver-
den gekommen”, erinnert sich Anton hen, aber immer nur ganz kurz, so 3-5 unglückten Feuerwehrkameraden bei der
Vlachinsky, für den sein persönliches Sekunden lang. Als der Krankl zum Elfer FF-Wagram angebracht - als mahnendes
Martyrium aber noch lange nicht vorbei gegen Schweden antrat, habe ich gewar- Zeichen und Erinnerung, dass die Teams
war. Zuerst wurde er von seinen Eltern tet auf das ´Krankl läuft an` vom Kom- der Feuerwehren in Niederösterreich
gar nicht gefunden, „ich war ja der Einzi- mentator und dann kurz geschaut und tagtäglich zum Wohle der Gesellschaft
ge, der in die Augenabteilung kam.” Viele gesehen, wie er trifft. Das war für mich unterwegs sind und dabei auch ihr Leben
Krankenhaus-MitarbeiterInnen hörten schon etwas Besonderes”, so Vlachinsky, riskieren.
in diesen Stunden, als seine Eltern nicht der vielleicht auch aus diesem Grun- Anton Vlachinsky hat sein Feuerwehr-
wussten, wo er überhaupt war, ob er de gerne Fußballmatches besucht und mann-Sein, trotz seiner Verletzungen,
überhaupt überlebt hatte, deren verzwei- beim Landespolizeikommando NÖ der nie in Frage gestellt.
Fotos: SCHAUrein, zVg
Bei der Installierung und dem Gedenken an die Gasbrandkatastrophe vor 40 Jahren waren
auch die Spitzen der NÖ Feuerwehr, der Stadtfeuerwehr und der FF Wagram, nebst Bürger-
meister, dabei.