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THEMA  Ausgrabungen 11
                                                                                                   WERBUNG


 Stadtarchäologe Ronald „stierlt” in der Vergangenheit herum ...






        chen Dämons auf - eine Keramikfigur aus   den. „Obwohl die Positionen
        der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.   von der Behörde, der Gra-
                                            bungsfirma und dem Bauher-
         „Schwarze Hexe” - ein              ren nicht wirklich kompatibel
         weiblicher Dämon                   sind”, wurden im Jahr 2017
        „Ein Unikat, dazu gibt es keine Parallele,   allein so 16 Bauvorhaben in
        etwas Vergleichbares ist woanders    der Innenstadt relativ gut ab-
        noch nicht gefunden worden, das      gewickelt.
        freut mich natürlich”, so Risy.
        Gefallen findet er auch an an-       4014 Skelette auf
        deren Ausgrabungsobjekten            356 Quadratmetern
        wie zum Beispiel am Beinfi-           Etwas anders ist es mit den
        gürchen, „ein Möbel-Zierrat,          Ausgrabungen am Dom-
        römisch, eine Art Karikatur”          platz, denn aufgrund der   Die Andreaskapelle am Domplatz, ein historisches Zeugnis
        oder an der fingernagelgro-          besonderen    Funddichte  frühmittelalterlicher Architektur.
        ßen Taschensonnenuhr,  die           werden sich die Arbeiten
        vermutlich als Grabbeigabe          auch über 2018 hinweg fort-
        fungierte. Sie stammt aus dem späten 16.   setzen.  „Unsere  große  Crux
        Jahrhundert. „Wir haben Funde en mas-  ist das Zeitfenster, wir wis-
        se”, wie Risy salopp zu sagen pflegt.  sen ja im Vorfeld nicht, was
        Mitunter stößt man aber auch auf Funde,   drinnen ist.” Allein im letzten
        die weniger interessant oder besser weni-  Jahr  wurden  am  Domplatz
        ger erfreulich sind, wie etwa auf das vor   auf 356 Quadratmetern 4014
        vielen Jahrzehnten für den Bau des Spar-  Skelette ausgegraben, davon
        kassengebäudes angelegte Kalkbecken.   „52 Prozent Kinder, die sind
        Das wurde nämlich an die Westmauer   noch schwerer zum Heraus-
        der gotischen Kirche gebaut. Ja, früher   pinseln.”
        hatte man sich nicht so sehr um den   Die Tiefe der Ausgrabungen
        Denkmalschutz gekümmert.            ist dabei abhängig, welcher
        „Sicher hat es den Denkmalschutz schon   stabiler  Unterbau  für  das   Im Jahre 2017 wurden 4014 Skelette auf 356 Quadratme-
        gegeben, aber unter dem Motto, ´wo kein   zukünftige Projekt benötigt   tern am Domplatz ausgegraben, das war eine absolute
        Kläger, da auch kein Richter` ist vieles an-  wird. Bei Leitungen wird ...  Rekordzahl, eine enorme Belegungsdichte. Bisherige
        ders gehandhabt worden.” Noch in den            weiter auf Seite 12 ...  Höchstzahl: 3137 Skelette auf 800qm im Jahre 2015.
        70-er Jahren wurde der Aushub anders
        entsorgt, heute gibt es etwa
        verschiedene Deponieklassen,
        die gesetzlichen Regelungen
        sind vielfach genauer. „Wenn
        jetzt, speziell im innerstädti-
        schen Bereich, gebaut wird, ist
        das Denkmalamt parat”, erzählt
        Risy, der seinen Beruf als Stadt-
        archäologe auch als Auskunfts-
        person für Bauherren sieht,
        „dann bekomme ich die Ein-
        reichungen an den Tisch, muss
        mir überlegen, ob dort was sein
        kann oder nicht, und dann setz
        ich mich mit den Bauherren in
        Verbindung.”
        Dabei ist die Arbeit Risys kos-
        tenlos,  wird sein Angebot
        angenommen, dann werden
        gemeinsam Lösungen gesucht.
        Das Projekt sollte  dem Denk-
        malschutz gerecht werden,
        aber unnötige Bauverzögerun-
        gen ebenfalls vermieden wer-
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